Stoizismus - Modell - Zusammenhänge erkennen

Stoizismus ist eine praktische Philosophie. Ihr Ziel: Ein gutes, erfülltes Leben.
  • Als Stoiker lernen wir uns darauf zu konzentrieren, was in unser Macht liegt und was nicht.
  • Wir fragen uns: Was können wir tun, um ein gutes Leben zu führen, ganz egal welchen Umständen wir unterliegen?
  • Was wird von uns als Menschen verlangt und hindert uns daran, unser ganzes Potenzial auszuschöpfen?
  • Ständiges, stoisches Training erhöht unsere Resilienz (Widerstandsfähigkeit) und Zufriedenheit. Sie gibt uns den Mut, den Herausforderungen des Lebens entgegenzutreten." (nach OG)
"Für einen Stoiker reicht es völlig aus ein Leben der Tugenden zu leben, um glücklich zu sein." (OG) Die Tugenden sind 'Mut und Mässigung', 'Gerechtigkeit', 'Weisheit'. Das gleichzeitige Praktizieren der vier Tugenden führt zu einem erfüllten Leben und innerer Ruhe (MP107/108).
Zur Entwicklung der Tugenden üben wir uns in sogenannten drei stoischen Disziplinen (in der Folge 'Ebenen' genannt). Wir trainieren Akzeptanz, Philanthropie, Zustimmung (MP33, MP 32 Grafik).

Ein Leben der Tugenden leben. Wie geht das? Wie wird man zum Lebenskünstler?*

Wissen aufbauen

Ist Voraussetzung zur Entwicklung von Tugenden

Tugenden entfalten

Ist das Ergebnis von Wissen, Erkennen und Ueben.
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Drei stoische Disziplinen - üben auf drei Ebenen

Wie übe ich mich in den Tugenden.
* Wie erwirbt man Lebenskunst?
  1. Wissen „was möglich ist“
  2. Lernen/üben „wie man es macht“
  3. Gespür entwickeln „wie man es sehr gut macht“
(nach Prof. Dr. Wilhelm Schmid)

Genauso bauen die Stoiker Wissen auf, üben und entwickeln Tugenden um es sehr gut zu machen.

Siehe dazu das nachfolgende Trainingsmodell und auch die Grafik.

Das Trainingsmodell: über 3 Ebenen sukzessive zum erfüllten Leben gelangen

Wissen und Erfahrung erwerben.
Die Werkzeugbox füllen.

Tugend entwickeln.
Dank Wissen, Erfahrung und Übung.

Werkzeuge gezielt anwenden, immer wieder

1. Ebene
Funktionsweise der Welt, der Physik, der Natur verstehen und unseren Platz darin kennen.
Mut und Mässigung
Begierden erfolgreich steuern, Unerreichbares akzeptieren (stoische Akzeptanz)
2. Ebene
Ethik (u.a. Moral, Charakter) kennen und verstehen
Gerechtigkeit/Fairness, Menschlichkeit entwickeln
Richtig entscheiden und handeln (stoische Philantropie
3. Ebene
Klar sehen worin das Wesen des menschlichen Denkens liegt - und auch des Scheiterns
Logik - logisches Denken, Rhetorik, Psychologie, m.a.W. wie arbeitet der menschliche Geist
Weisheit in der Praxis leben
Auf den weiteren Seiten werden die drei Ebenen im Einzelnen präsentiert.
Achtsam Situationen erkennen, beurteilen und entsprechend zustimmen/ablehnen und reagieren (stoische Achtsamkeit)
All dies gestützt auf die Erfahrungen in den ersten beiden Stufen.
Siehe auch die Seite 'Trainingsmodell' mit einer sprachlich und darstellerisch eingängigen Version des Trainingsmodells.

1. Ebene "Leidenschaft, Verlangen, Begehren, Begierde"

Wissen aufbauen

Funktionsweise der Welt, der Physik, der Natur verstehen und unseren Platz darin kennen (MP31-33).

Tugend entwickeln

Mut* und Mässigung**
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Ueben

Begierden erfolgreich steuern, Unerreichbares akzeptieren (stoische Akzeptanz)
* Mut kann körperlich sein. Umfasst aber auch den moralischen Aspekt unter schwierigen Umständen gut zu handeln (Zivilcourage) (MP108).

**Mässigung macht es möglich, unsere Begierden und Taten zu kontrollieren (zu steuern), so dass wir uns keinen Exzessen hingeben (MP 108).
Dazu gehören folgende Grundsätze:
Dichotomie1) der Kontrolle
Kenne die Problematik, dass nicht alles steuerbar resp. nicht in deiner Macht ist:
— Das eine ist steuerbar (d.h. in meiner Macht),
— das andere nicht (MP 43).
Erlebe die Gemütsruhe, wenn du Unerreichbares akzeptierst.

Freue dich an deinem Mut, deiner Zivilcourage, wenn Du Aenderbares anpackst.
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Uebe zu erkennen (MP40):
— Was ich nicht ändern kann,
— Was ich ändern kann,
— Wie ich den Unterschied erkenne.

Uebe dies immer, wenn du einen unangenehmen Eindruck erlebst (MP20,9 Ue 1).
1) Dichotomie: Es gibt zwei Teile oder Wege, die sich gegenseitig ausschliessen. (MP43)
Vergangenheit gegenüber 'Hier und Jetzt' und 'Zukunft'
Die Vergangenheit ist nicht änderbar (MP 40/48).

Das Hier und Jetzt ändern wir (MP 40/48).

Die Zukunft beeinflussen wir nur solange die Entscheidung in unserer Hand liegt (MP45).

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Geniesse die gewonnene Zeit wenn Vergangenes dich nicht belastet, du aber die Lehre daraus gespeichert hast.

Arbeite mit Begeisterung am Hier und Jetzt.

Akzeptiere die Herausforderungen zur Steuerung der Zukunft und freue dich wenn deine Vorkehren richtig waren.

Aber sorge dich nicht über Dinge, die nicht in deiner Macht stehen.
Verliere nicht Zeit mit Vergangenem. Aber speichere die Lehre daraus.

Sei aktiv im Hier und Jetzt.

Erkenne bei Entscheiden für künftige Veränderungen frühzeitig, wo die Steuerung schwierig werden kann.
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Erfahrungen zu 'Kontrolle' und 'Hier und Jetzt'

Was wir nicht beeinflussen können, soll uns zeitlich und geistig nicht belasten (MP45), z.Bsp.:
  • Ist alles vorbereitet, so kann man vor dem entscheidenden Tag ruhig schlafen (MP48), z.Bsp. Prüfungsvorbereitung, bevorstehende unangenehme und negative Situationen vorgängig durchdenken (MP219 Ue4).
  • Was ich nicht steuern kann, nehme ich gleichmütig hin (MP 47, 49).
  • Vorbeugend - um allfälligen Verlust besser zu verkraften: Gesellschaft und Zuneigung von Mitmenschen wahrnehmen und sich erfreuen im Jetzt. Es kann schnell zu spät sein (bspw. Verlust, Tod). Dies gilt ebenso für lieb gewordene Dinge (MP52, 213 Ue2)
  • Selbst wenn wir unser Bestes geben, kann es vorkommen, dass die Dinge nicht wunschgemäss laufen. Der Weise akzeptiert, dass seine Umgebung (sein Universum) sich nicht wie erwartet verhalten kann. (MP217, Ue3)
  • Den Emotionen nicht voll nachgeben sondern sie im Zaum halten und eine positive Haltung entwickeln, bspw. bei Beleidigungen (MP228, Ue9).

2. Ebene "Engagement, Handeln"

Ethik* (u.a. Moral, Charakter) kennen und verstehen (MP31,32,34)
Gerechtigkeit/Fairness, Menschlichkeit entwickeln **(MP34,110)
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Richtig entscheiden und handeln (stoische Philantropie MP34,35)
* Wir beziehen unsere Ethik aus einer Kombination und Interaktion von Instinkt (Gene?), Training (Gewohnheit, Vorbilder) und kritischer Reflexion (MP140).

** Unter Gerechtigkeit versteht der Stoiker die Praxis, andere Menschen würdig und fair zu behandeln (MP108). Enthält auch zwischenmenschliche Stärken wie Liebe und Freundlichkeit, die uns befähigen, dass man sich um andere kümmert und sich mit ihnen befreundet (MP109/110).
Dazu gehören folgende Grundsätze:
Im Einklang mit der Natur leben (MP56)
Es liegt in der Natur des Menschsein, dass wir soziale Menschen sind, weil wir ohne die Mitmenschen nicht existieren könnten*.

Umgekehrt: Tun wir Gutes für die Gemeinschaft, so ziehen wir selbst Nutzen (MP68).
Freue Dich wie deine Fairness und Menschlichkeit gut ankommen und sich deine Persönlichkeit wächst.
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Ueben wir uns, entferntere Menschen nicht anders zu behandeln, als nahe Menschen (MP70, Kreis des Hierokles, MP110).

Uebe zu erkennen, ob eine Beleidigung bloss als Kritik gemeint war (was dich zu einer Verbesserung anregen sollte) (MP 230, Ue9). Andernfalls versuche die verletzenden Aspekte zu ignorieren, allenfalls mit Selbstironie zu quittieren (MP228, Ue9)

Erzähle von deinen Taten und Erlebnissen erst nachdem du überlegt hast, ob es deine Zuhörer interessieren kann (MP 232, Ue10).

Unterscheide zwischen Tatsachen und Werten. Tatsachen sind objektive Feststellungen/Beobachtungen. Für eine Meinungsbildung sind zusätzliche Informationen einzuholen (MP232, Ue11)**.

* Was einerseits natürlich scheint, aber andrerseits eine Tugend tangiert, kann nicht der empfohlene Weg sein (MP193, 194). M.a.W: Im Einklang mit der Natur zu leben, darf nicht gegen eine Tugend verstossen.

** Es ist schnell gesagt: 'Er trinkt zu viel' Sag zuerst: 'er trinkt viel'. Dann hole Informationen ein zur Meinungsbildung. (MP232, Ue11)
Ethik der Stoiker - Konflikte (MP81)
Es ist natürlich, dass bei Entscheiden verschiedene Dimensionen zu berücksichtigen sind. Bspw.

  • Ethische Aspekte, wie Mitgefühl, Mitleiden, also Tugenden
  • oder eher praktische Aspekte

Aber welche hat Priorität? (MP81)

  • Voraussetzung für das gelungene Leben sind die gelebten Tugenden. Sie stehen über allem. Sie sind nicht verhandelbar**. Sie stehen zuoberst (MP83 - 85).
  • Alles andere ist nicht wesentlich für das gute Leben (sog. Indifferent). aber vielleicht förderlich, bspw. Gesundheit, Wohlstand, Bildung, gutes Aussehen (MP83-85).
Gewinne Routine im Alltag (MP85):

  • Tugenden nicht aufs Spiel setzen
  • Wäge förderlich indifferente Dinge nur untereinander ab, nicht aber gegen eine Tugend

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Strebe danach im Leben Freude zu erfahren und vermeide Schmerz. Es sei denn du gefährdest deine Integrität* (MP84)
D.h. verletze deine Tugenden nie.
Bevorzuge immer das Tugendhafte vor dem bloss Praktischen/Angenehmen.

Vermeide all das was dem guten Leben nicht förderlich ist.(MP85)
* Integrität ist eine ethische Forderung des philosophischen Humanismus nach möglichst weitgehender Übereinstimmung zwischen den eigenen Idealen und Werten und der tatsächlichen Lebenspraxis. (Quelle) (MP84)

** Verhandelbar? Tugend kann nicht gegen Indifferentes, z.Bsp gegen Geld, getauscht werden. Über eine Tugend kann nicht gegen Indifferentes verhandelt werden.
Ethik der Stoiker - Was macht den menschlichen Charakter aus.
Nach Sokrates bildet sich der Charakter durch (MP107):

  • Weisheit: sie ist das höchste Gut.
  • Alle drei übrigen Tugenden sind Voraussetzung für Weisheit.
  • Alle vier Tugenden sind gleichermassen zu praktizieren.
  • Gleichzeitig mutig und masslos zu sein ist bspw. nicht zulässig.
Entdecke wie sich dein Charakter entwickelt, wie du den Charakter anderer Menschen einschätzen kannst (MP115) und du damit an Sicherheit gewinnst.

Freue dich an den wahren Werten einer Person (MP112). Er liegt in
  • ihrem Kern, ihrem Charakter
  • unabhängig von der gesellschaftlichen Rolle, die sie aus eigener Wahl, Zufall oder Notwendigkeit gerade einnimmt
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Arbeite am eigenen Charakter.

Lerne den Charakter anderer Menschen einzuschätzen.

Versetze dich in andere Menschen hinein* (MP222/3, MPUe6 + (MP225/226, MPUe7) ).

Sei ehrlich mit dir, reflektiere (MP115/116, 233-235, Ue12): Weichst du aus Gründen der Bequemlichkeit gelegentlich von Prinzipien ab? **
  • Mangel an Mut,
  • ungenügender Gerechtigkeitssinn, verpasste Mässigung und
  • begrenzte praktische Weisheit.

* Achte die Gefühle anderer Menschen, wie wenn es dich betreffen würde. Vielleicht hilft das deine eigenen Probleme zu relativieren. MP222/3, Ue6)

* Versuche die Sprache deines Gegenübers zu sprechen ohne Vorurteile. Bleibe nicht zu lange im Small Talk. Zeige Empathie. (MP225/226, Ue7)

** Nimm dir die Zeit in Ruhe den vergangenen Tag durch zu gehen. Konzentriere dich auf die wichtigen Geschehnisse des Tages, vor allem diejenigen von ethischem Belang. Was habe ich gut hingekriegt? Wo hätte ich besser reagieren sollen? Was sind die Lehren? Werde ich weiser? (MP 233-235, Ue12)

3. Ebene "Achtsamkeit beim Urteilen und Reagieren "

Klar sehen worin das Wesen des menschlichen Denkens liegt - und auch des Scheiterns (MP31,34)
Logik - logisches Denken, Rhetorik, Psychologie, m.a.W. wie arbeitet der menschliche Geist (MP??)
Weisheit* in der Praxis leben
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Achtsam Situationen erkennen, beurteilen und entsprechend zustimmen/ablehnen, dann reagieren (stoische Achtsamkeit) (MP34)
*Weisheit: Kognitive Stärken, die zum Erwerb und zur Anwendung von Wissen führen, wie Kreativität, Neugier, Urteilsvermögen und Durchblick (MP110). Sie ermöglichen sicher durch die verschiedenartigen, komplexen und oftmals widersprüchlichen Umstände unseres Lebens zu steuern (MP107). Die Weisheit hilft wiederum anderen mit Rat und Tat zur Seite stehen kann (MP110).
Dazu gehören folgende Grundsätze:
Weisheit im Gegensatz zu Torheit/Unwissenheit*
Für den Menschen ist Weisheit das wichtigste Gut. Es entsteht durch Wissen und Übung (MP 123, 124).

Unwissenheit* das wichtigste Uebel (MP123,124 Sokrates).
Geniesse die Gesellschaft von tugendhaften, weisen Menschen***.
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Lerne Wissen aufzunehmen, zu vernetzen (MP 130) und in besonderen Situationen richtig zu reagieren.

Meide die Wissensverweigerer**.
* Gemeint ist nicht die ehrliche Dummheit mangels natürlicher Befähigung.
Sondern die intelligente Dummheit ‚Amathia’. Sie entsteht nicht durch Unfähigkeit, sondern durch die Weigerung zu verstehen (MP124, 125).

** Schlimm wenn bei einem Menschen ein Mangel an Wissen vorherrscht und Amathia - Wissensverweigerung und Sturheit - das Miteinander bestimmen (MP124,130).

*** Wähle deine Freunde gut aus (MP227, Ue8). Meide Personen, die Ängste und Zorn von Mitmenschen zu deren emotionalen Manipulation nutzen (MP54),
Die Rolle der Vorbilder (MP131 ff)
Menschen zeigen uns vorbildhaft wie sie aufgrund ihrer Tugenden reagieren und handeln (MP140).
Freue dich wie du sukzessive entspannter in kritischen Situationen reagierst.
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Beobachte deine Vorbilder und speichere deine Erkenntnisse wie in besonderen Situationen weise reagiert werden kann.
Was wenn ich mit Beeinträchtigungen oder Schwächen leben muss? (MP 146)
Die Einschränkung analysieren, in einem rationalen und anteilnehmenden Licht sehen: körperliche und psychische Fähigkeiten (MP150).

Wisse dass du das Tun und Lassen der Mitmenschen nicht beeinflussen kannst (MP 154, 155).
Das Problem angehen, Lösungen finden und entsprechend handeln, gibt Kraft (MP160) und innere Ruhe .
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Konzentriere dich auf die Fähigkeiten nicht die Schwächen (MP 150).

Passe laufend Werte, Vorlieben, Ziele und Handlungen an (MP149-151).

Kultiviere positive Emotionen und dämme negative ein (MP 154, 155).


Tod und Selbstmord? (MP 163ff)
Der Tod selbst liegt ausserhalb unserer Kontrolle, kommt so oder so. Einzig wie wir über den Tod denken liegt in unserer Hand (MP165, vgl. auch Dichotomie der Kontrolle)

Logisch, dass alle Lebewesen sterben müssen, um Platz zu schaffen für neue Menschen, Tiere, Pflanzen (MP179).
Selbstmord? Der Entscheid durch die ‚offene Türe zu gehen‘ oder nicht, sei Sache des persönlichen Ermessens und immer von der spezifischen Situation abhängig (MP173).

Ist die Lage unerträglich, habe der Betreffende die Option zu gehen (MP173).
'Carpe diem': Geniesse und nutze den Tag, denn du weisst nicht was morgen ist.
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Lebe als Stoiker bestmöglich und akzeptiere, dass wir uns vor dem Tod nicht fürchten sollen (MP166).
Die Option des letzte Auswegs, soll den Mut geben, es erst mal anders zu probieren und den Problemen die Stirn zu bieten (MP173, 177).

Gebrauch der Vernunft machen und die Situation analysieren (MP174)
Wie gehe ich mit den negativen Emotionen Zorn, Angst und Einsamkeit um? (MP 178ff)
Zorn
Eine kritische Situation oder ein Ereignis kann Emotionen hochkommen lassen, bspw. Zorn. Für den positiven Umgang damit müssen wir wissen, wie das Leben tatsächlich funktioniert und dass nicht alles nach unseren Wünschen verläuft (MP183, 185).
Sei zufrieden mit dir. Werde dir bewusst, was zur Eindämmung deines Zorns hilfreich war.
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Uebe vor dem Verlust der Beherrschung inne zu halten, innerlich einen Schritt zurückzutreten (Tief Luft holen, sag dir ein Mantra, zieh dich zurück, Spaziergang, Yoga). (MP183)

Situation rational analysieren* (MP181).

Muss reagiert werden, dann 'beste, überlegt Kommunikation**' (MP184).

Sollte ich mich aus der konfliktträchtigen Situation herausnehmen?*** (MP185)

Nicht jammern, sondern Problem lösen oder finde zumindest einen Weg mit der Gesamtsituation umzugehen. (MP184)

Angst ****
Ähnlich wie Zorn ist Angst oft nicht vernünftig begründet (MP185). Ist sie es doch, so ist sie eine Warnung zur Aufmerksamkeit.

Liegt die Angst in einer psychischen Störung, ist professionelle Hilfe notwendig.
Freue dich wenn Ängstlichkeit seltener auftritt und du dich stärker fühlst.
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Lerne zu unterscheiden ob Angst eine Warnung darstellt oder unbegründet ist (MP186).

Erkenne, wo ich nicht ängstlich sein soll, weil ich bspw. auf das Kommende gut vorbereitet bin, ich die Angelegenheit nicht steuern kann oder für mein gutes Leben nicht wichtig sind.(MP186-188)

Überdenke anspruchsvolle Lebenssituationen im Voraus - auf dass du im kritischen Moment richtig agierst (MP187).
Einsamkeit
Alleinsein ist ein Sachverhalt. Einsamkeit eine ungünstige Beurteilung des Zustands (MP190/191).

Gründe/Ursachen der Einsamkeit können sich aus unseren Lebensumständen und unserem Charakter ergeben (MP189):

Schmerzliche Verluste, psychische Verletzlichkeit, unzureichende soziale Netzwerke, Depressionen, radikale Veränderungen im eigenen Umfeld(MP189).

Alter Geschlecht und Gesundheitszustand (MP189).
Freue dich über die Fortschritte aus der Einsamkeit.
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Versuche die innere Einstellung zum Alleinsein zu verändern.

Ratgeberliteratur konsultieren, Psychologen beiziehen, sich nicht genieren darüber zu reden.

Bei krankheitsbedingter Einsamkeit professionelle Hilfe holen (MP191).
* Situationsanalyse - sei bereit zu bedenken: Habe ich missverstanden? Lohnen sich Zorn oder Ärger über etwas, das wir nicht kontrollieren/steuern können (Dichotomie der Kontrolle) (MP181). Vielleicht hätte ich vorbeugen, vorher sehen müssen. Im Nachhinein bringen negative Emotionen nichts (Hier und Jetzt) (MP180). Nichts persönlich nehmen wenn, der andere in einem Problem steckt, das du nicht beeinflussen kannst. Oder der andere dich mangels Weisheit beleidigt (MP220, Ue5).

** Beste, überlegte Kommunikation - im Idealfall bevor die kritische Situation eintrifft: Situation so leidenschaftslos wie möglich beschreiben. Die Worte des anderen umformulieren, dabei die Zeit nehmen die möglichen Gründe des anderen zu analysieren. (MP184) Unter Umständen entschärfend: Feiner Humor - aber nicht Sarkasmus zulasten des anderen. (184/5)

*** Mich aus Situation herausnehmen? Zimmer für einen Moment verlassen, Falls Lösung derzeit völlig unrealistisch - Terminverschieben, Auszeitnehmen, Stellvertreter delegieren. (MP185)

**** Stress, Angst vor Kontrollverlust? Warnungen erkennen. Situation analysieren. Ist Angst begründet? Zeitliche oder fachliche Ueberforderung? Mögliche Massnahmen (bis hin zur professionellen Hilfe).
Liebe und Freundschaft (MP192 ff)
Ist das Natürliche immer das Gute?

Menschen handeln im Leben anfangs rein instinktiv und dadurch eher selbstsüchtig und empfinden dies als natürlich. Aber das Natürliche ist nicht immer das Richtige. *(MP193, 194)
Erfreue dich an den Fortschritten dank etwas Theorie und viel Praxis.
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Löst eine Situation Gefühle aus, so prüfe ob der erste Eindruck richtig ist. (MP 194).

Handle entsprechend deiner rationalen Schlussfolgerung. Tue dies immer wieder, bis der Entscheid instinktiv richtig kommt (MP195).

Philosophie muss genauso erlernt und geübt werden wie Autofahren. Auch Geigenspielen und es geniessen lernt man nicht in einem Tag (MP195).
Vier Stufen von Liebe/Freundschaft

Agape
Die Liebe für den Lebenspartner und die eigenen Kinder (MP196).

Eros Wertschätzung/Bewunderung der inneren Schönheit eines Menschen (MP196)

Philia
Die leidenschaftslose, tugendhafte Liebe für Freunde und nahe Angehörige aus Familie und Gemeinde, also uns Ebenbürtige (MP196).

Store
Liebe zum Vaterland oder Sportverein und hat wenig mit Verstand oder Nachdenken zu tun (MP198)

Freundschaft nach Aristoteles (MP202-204)

1. Des Nutzens wegen (gegenseitiger materieller Vorteil)

2. Der Lust wegen (gegenseitiges Vergnügen)

3. Des Guten wegen (im jeweils anderen eine charakterliche Affinität sind geistige Achtsamkeit spüren)
Freue dich am zunehmend nuancierteren Denken in Sachen Liebe und Freundschaft (MP204).
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Sei dir klar über deine Beziehungen zu Mitmenschen nach der Einteilung der Stoiker.

Erkenne was sie dir bedeuten. (MP204)

Uebe zu geben und anzunehmen.
Liebe und Tugend
Stoikers Überzeugung:
Liebe und Freundschaft ist für die Stoiker ein bevorzugtes indifferentes Ding (MP199). Es darf weder Tugenden noch die Integrität verletzen. Sie sind den Tugenden zu unterordnen (MP203).
Spüre, dass dein Handeln richtig war.
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Hüte dich davor der Liebe oder Freundschaft wegen ein Unrecht zu begehen oder darüber hinweg zu sehen (MP198).

Tugend kommt vor Liebe oder Freundschaft.
* Vgl. das Beispiel MP193-194: Epiktets Lehrgespräch über den Vater, der es natürlich findet, dass er seine schwer kranke Tochter aus Angst um sie nicht besuchen kann. Was ihm das Natürliche scheint ist aber nicht das Richtige, nicht das Gute.
MP hat am Schluss seines Buchs Übungen vorgestellt. Wir haben sie in den vorstehenden Texten eingebaut:

  • 1. Uebung MP209 zu finden unter 1. Ebene - Dichotomie der Kontrolle
  • 2. Uebung MP213 1 Ebene - Vergangenheit gegenüber 'Hier und Jetzt' und 'Zukunft'
  • 3. Uebung MP217 1. Ebene - Vergangenheit gegenüber 'Hier und Jetzt' und 'Zukunft'
  • 4. Uebung MP219 1. Ebene - Vergangenheit gegenüber 'Hier und Jetzt' und 'Zukunft'
  • 5. Uebung MP220 3. Ebene - Wie gehe ich mit den negativen Emotionen Zorn, Angst und Einsamkeit um?
  • 6. Uebung MP222/3 2. Ebene - Ethik der Stoiker
  • 7. Uebung MP225/6 2. Ebene - Ethik der Stoiker
  • 8. Uebung MP227 3. Ebene - Weisheit im Gegensatz zu Torheit/Unwissenheit
  • 9. Uebung MP228-232 1. Ebene - Vergangenheit gegenüber 'Hier und Jetzt' und 'Zukunft' sowie 2. Ebene - Im Einklang mit der Natur leben
  • 10. Uebung MP232 2. Ebene - Im Einklang mit der Natur leben
  • 11. Uebung MP232 2. Ebene - Im Einklang mit der Natur leben
  • 12. Uebung MP233-235 2. Ebene - Ethik der Stoiker - Was macht den menschlichen Charakter aus.
Hauptsächliche Quelle


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